In unserem neuen Heft, „Alltagsgeschichten“, berichten Ehrenamtliche und Nachbarn*Innen gemeinsam von ihren Erlebnissen und Erfahrungen, die sie durch und mit „hallo nachbar!“ gesammelt haben. Alle zwei Wochen möchten wir nun einzelne Geschichten vorstellen, sodass alle einen besseren Einblick in das Leben unserer Nachbarn*Innen und die Arbeit unserer Ehrenamtlichen bekommen können.
Alle, die Interesse an diesen Geschichten haben, können die „Alltagsgeschichten“ ganz einfach kostenlos bei uns bestellen! Einfach telefonisch (0211 15 30 60) oder per Mail (hallo-nachbar@vision-teilen.org) bei uns melden und ein eigenes, gedrucktes Heft per Post oder zum Abholen im Büro (nach terminlicher Absprache), erhalten.
Einmal wöchentlich veranstalten wir unser sogenanntes Nachbarschaft-Café. Hier nehmen sich die Ehrenamtlichen Dietlinde und Marie-Luise Zeit, um gemütlich Kaffee und Kuchen mit verschiedenen Nachbarn zu genießen. Was genau im Nachbarschaft-Café geschieht und wie sich das gesamte Projekt aufrechterhält, kann Dietlinde am besten selber erzählen. In dieser Geschichte haben wir die Namen aller Nachbarn zum Schutz ihrer Privatsphäre geändert.
Als diese Alltagsgeschichte verfasst wurde, fand das Nachbarschaft-Café in unserer hauseigenen Schmiede statt. Mittlerweile sind wir aber in die größeren Räume des Pfarrsaal St. Rochus gezogen.
„Es ist Donnerstag, 15 Uhr. Marie-Luise und ich öffnen die Türen der Schmiede auf dem Hinterhof in der Schirmerstraße 27. Köstlicher, selbst gebackener Kuchen steht auf dem Tisch. Spender*innen aus der Nachbarschaft machen es möglich. Der frisch gebrühte Kaffee verbreitet einen angenehmen Duft und die ersten Besucher*innen kommen auch schon durch das Tor. Alle reden durcheinander, lachen, die Wiedersehensfreude ist groß. Andreas hat dem Gitarrenspieler einen Hut mitgebracht. Viele erzählen von ihren Erlebnissen der letzten Woche. Mal ist es hektisch, mal ist es lustig, aber nie ist es ruhig beim Nachbarschaft-Café von „hallo nachbar!“.
Köstlicher, selbst gebackener Kuchen steht auf dem Tisch. Spender*innen aus der Nachbarschaft machen es möglich.
Ich bin hier seit fast fünf Jahren Ehrenamtliche und betreue seitdem immer donnerstags von 15 – 17 Uhr das Kaffeetrinken in der Schmiede. Jede*r ist will kommen und jede*r ist eingeladen. Es kostet nichts. Kaffee und Kuchen werden durch Spenden finanziert. Eigentlich ist die Schmiede ein Gemeinschaftsraum mit Küche. Wir nennen ihn aber so, weil hier früher die Werkstatt eines Schmieds war. Praktisch ist, dass die Schmiede ebenerdig liegt. Somit steht einem Besuch mit einem Rollator nichts im Weg. Bei uns ist immer etwas los. Manchmal lesen wir aus einem Buch, manchmal singen oder spielen wir, aber vor allem steht das Klönen im Mittelpunkt.
Weil sie selten vor die Tür kommt, habe ich ihr die Welt ins Haus gebracht.
Neben dem Nachbarschaft-Café habe ich schon mehrere Nachbarn kennengelernt, die ich eine Zeit lang begleitet habe. Eine davon ist Elfie. Sie ist um die 70 Jahre alt und sitzt wegen einer seltenen Nervenkrankheit seit 40 Jahren in einem Rollstuhl. Weil sie selten vor die Tür kommt, habe ich ihr die Welt ins Haus gebracht. Einmal in der Woche ging ich bei ihr vorbei. Wir hatten uns immer viel zu erzählen und jedes Mal staunte ich über ihre Kreativität beim Basteln. Unsere Treffen taten auch mir gut. Ich ging oft beschwingt nach Hause, weil sie trotz ihres großen Leids ein sehr positiver und humorvoller Mensch ist. Das habe ich von ihr gelernt: Sei zufrieden – auch bei einem schlimmen Schicksal.
Dann kam Corona und ich konnte sie nicht mehr besuchen.
Ähnlich war es bei Hannah. Trotz ihrer Blindheit war sie eine humorvolle und lebendige Frau. Sie hatte immer viel zu erzählen und liebte es, in Gesellschaft zu sein. Dann kam Corona und ich konnte sie nicht mehr besuchen, da die 83-Jährige seit einem knappen Jahr in einem Seniorenheim wohnte. Wir telefonierten zwar regelmäßig, aber das war viel unpersönlicher. Am 28. Juni fragte ich noch beim Seniorenheim an, wann ich Hannah wieder persönlich sehen könnte. Die Stimme am Telefon verwies mich auf den 01. Juli. Als ich an diesem Tag anrief, teilte mir das Heim mit, dass Hannah gerade verstorben sei. Mit zwei anderen Ehrenamtlichen fuhr ich umgehend dorthin, um persönlich von ihr Abschied zu nehmen. Das Leben ist nicht immer gerecht. Ich bin froh, dass ich Hannah kennenlernen durfte.“
Um mehr Menschen wie Hannah und Elfie kennenzulernen laden wir Sie herzlich zu Kaffee und Kuchen in unserem Nachbarschaft-Café ein!
Wenn Sie Lust haben donnerstags von 15 bis 17 Uhr mit uns zusammen zu „klönen“ melden Sie sich bitte bei: 0211 15 30 60, damit wir einschätzen können, wie viel Kuchen bei unseren Treffen, im Pfarrsaal St. Rochus, auf der Prinz-Georg-Straße 110, 40479, benötigt wird.
Wir freuen uns auf Sie!
Wer alle Geschichten lesen möchte, meldet sich einfach telefonisch (0211 15 30 60) oder per Mail (hallo-nachbar@vision-teilen.org) bei uns, um eine eigene Ausgabe von „Alltagsgeschichten“ zu erhalten!