hallo nachbar!

In unserem neuen Heft, „Alltagsgeschichten“, berichten Ehrenamtliche und Nachbarn*Innen gemeinsam von ihren Erlebnissen und Erfahrungen, die sie durch und mit „hallo nachbar!“ gesammelt haben. Alle zwei Wochen möchten wir nun einzelne Geschichten vorstellen, sodass alle einen besseren Einblick in das Leben unserer Nachbarn*Innen und die Arbeit unserer Ehrenamtlichen bekommen können.

Alle, die Interesse an diesen Geschichten haben, können die „Alltagsgeschichten“ ganz einfach kostenlos bei uns bestellen! Einfach telefonisch (0211 15 30 60) oder per Mail (hallo-nachbar@vision-teilen.org) bei uns melden und ein eigenes, gedrucktes Heft per Post oder zum Abholen im Büro (nach terminlicher Absprache), erhalten.

Eva haben wir vor einiger Zeit durch die Opferambulanz Düsseldorf kennengelernt. Seitdem wird sie durch Ehrenamtliche von „hallo nachbar begleitet!“, die verlässlich für sie da sind! Ihren Namen haben wir zum Schutz ihrer Privatsphäre geändert.

„Ich bin ein Nichts. Ich bin eine Fehlkonstruktion. Als jüngste von sechs Kindern war ich nicht gewollt. Am Anfang wohnte meine Familie in einer Notunterkunft. Wir hatten nichts zum Leben. Unser Geld bekamen wir von sozialen Stellen. Die Eltern hatten keine Zeit für uns, sie arbeiteten viel. Bis zu meinem sechsten Lebensjahr war ich blind. Ich war oft krank und in Kliniken. Schon als Kind hatte ich viele Operationen. Ich fühlte mich alleingelassen, wie das fünfte Rad am Wagen. Ich gehörte nie dazu. Ich bin ein Versager.

Mein Vater kam zu Geld, aber für die Kinder war keins da.

Als ich sechs Jahre alt war, kam mein Vater zu Geld. Wir zogen in ein Haus und unser Leben wurde teilweise besser. Mein Vater kaufte ein Lokal und gab viel Geld aus. Für uns Kinder war kein Geld da, er wurde Alkoholiker und Spieler. Wenn mein Vater pfiff, hatten wir strammzustehen. Er war ein cholerischer Ich-Mensch. Ab meinem vierten Lebensjahr wurde ich missbraucht. Mein Vater hatte viele Freunde. Ich durfte nicht widersprechen. Ich durfte mich nicht wehren. Meine Mutter wusste nur, dass er mich und meine Geschwister geschlagen hat. Auch sie hat er verprügelt.

Da stand mein Leben auf dem Spiel.

Ich machte trotzdem meinen Weg. 23 Jahre arbeitete ich bei einer Lebensmittelkette, davon zehn Jahre als Filialleiterin – ohne lesen und schreiben zu können. Ich bin dort mehrmals überfallen worden. Einmal sperrten sie mich im Kühlhaus ein. Da stand mein Leben auf dem Spiel. Ein anderes Mal wurde ich von zwei Dieben durch die geschlossene Scheibe geworfen. Fünf Jahre nachdem ich dort nicht mehr arbeitete, wurde ich zu Hause überfallen. Die Einbrecher banden mich an die Heizung und missbrauchten mich. Ich bin froh, dass es die Opferambulanz in Düsseldorf gibt. Sie stellte auch den Kontakt zu „hallo nachbar!“ her.

Sie gaben mir den Lebensmut wieder.

Heute habe ich viele Krankheiten und Beeinträchtigungen durch mein Leben, das es bisher nicht gut mit mir meinte. Meine Freunde zogen sich zurück. Meine Mutter, die immer zu mir hielt, starb vor zwei Jahren. Ich bin froh, dass ich die herausragenden Menschen von „hallo nachbar!“ fand; Marieke oder die Ehrenamtlichen Alexander, Daniela und Hassan. Ich kann mich sehr glücklich schätzen, sie zu kennen und bin zutiefst dankbar. Sie bringen mir Essen vorbei, besuchen mich im Krankenhaus, machen mit mir Besorgungen und vieles mehr. Das Wichtigste ist die Gewissheit, dass sie für mich da sind, wenn ich sie brauche. Sie sind Freunde und vor allem bemitleiden sie mich nicht. Sie zeigten mir, wie ich trotz meiner halbseitigen Lähmung handwerklich tätig sein kann. Heute bin ich stolz auf meine selbstgemalten Bilder, die kleinen süßen Stoffzwerge und vor allem auf meine selbstgebastelten Leuchtflaschen. „hallo nachbar!“ hat mir meinen Weg gezeigt und mir den Lebensmut wiedergegeben. „hallo nachbar!“ ist Gold wert.“

Es gibt viele weitere Geschichten wie die von Eva. Wir freuen diese begleiten zu dürfen und den Menschen ein bisschen Unterstützung und Hoffnung in ihrem Alltag geben zu können.

Deswegen zeigt jede einzelne Geschichte, wie besonders und notwendig das ist, was unsere Ehrenamtlichen täglich tun, um Menschen in ihrer Einsamkeit zu erreichen. Wer mehr lesen möchte, meldet sich einfach telefonisch (0211 15 30 60) oder per Mail (hallo-nachbar@vision-teilen.org) bei uns!